Feinde von gestern:

Droht am 11.Mai 2019 in Bleiburg eine Konfrontation?

 

Kampflieder zur Einstimmung.
22.12.2018 Agram – Antifaschistische Konferenz „ZagrebFormat“ mit Teilnehmern aus Kroatien, Slowenien, Österreich und Bosnien-Herzegowina. Veranstalter: Verband antifaschistischer Kämpfer und Antifaschisten in der Republik Kroatien (SABA). Vertreter des Kärntner Partisanenverbandes (ZKP): Sekretär Andrej Mohar, ORF-Redakteur i.R.

 

Andrej Mohar berichtete in Agram auch vom alljährlichen „Ustascha-Treffen“ auf dem Loibacher Feld bei Bleiburg. Mit Blick auf den 11. 5.2019 meinte er, dass es notwendig sei, die wachsende Bereitschaft der Menschen in Europa zusammenzufassen, damit gemeinsam dem wachsenden rechten Extremismus Widerstand geleistet wird. Das „Treffen der Kroaten“ sei nicht nur ein regionales Problem, sondern eine regionale Provokation von europäischer Dimension.1

 

Mohar nahm am 14. und 15.12.2018 als Vertreter des ZKP auch an der „antifaschistischen Konferenz“ in Rom teil. Einlader: Italienischer Partisanenverband (ANPI). Tit Turnšek vertrat den slowenischen Partisanenverband (ZZB NOB). Anwesend waren auch Veteranen aus Russland.
Mohar verwies in seiner Ansprache vor Teilnehmern aus ganz Europa auf die vor kurzem angenommene „Klagenfurter Erklärung“. Auch die „Genossen aus Görz“ werden diese Erklärung unterzeichnen und aktiv an den Vorbereitungen und der Durchführung der Protestmanifestation am 11.5.2019 mitwirken.

 

Mohar wörtlich: „Ich kann mich auch loben, weil es uns auf Anhieb gelungen ist, 25 Anregungen und Kontakte für die Unterzeichnung der sogenannten Klagenfurter Erklärung anzuwerben. Wir haben auch die Absprache getroffen, dass am 11.5.2019 unser großer Tag werden wird, denn an diesem Tag wollen wir noch entschlossener und mächtiger gegen die Versammlung der kroatischen Ustaschi und Nazis aus fast ganz Europa bei uns in Kärnten, auf dem sogenannten Loibacher Feld bei Bleiburg, auftreten. (…) Die europäische Dimension dieser Ustascha-Treffen ergibt sich bereits aus der Konzeption. Man versucht nämlich, den Nazismus und Faschismus mit dem Kommunismus, Stalinismus und Titoismus, also mit dem antifaschistischen Volksbefreiungskampf der jugoslawischen Völker, gleichzusetzen. (…) In vielen europäischen Staaten sind wir heute Zeugen verschiedener Vorgangsweisen, womit rechte und in der Mitte positionierte Parteien, wie z. B. Kanzler Kurz oder aber die bayrische CSU, versuchen, die rechtsextremen Kräfte in die politische Mitte einzuweisen. Wenn der niederträchtige Antikommunismus nicht fruchtet, wird es halt das Reizwort Xenophobie. (…) Was wir in Bleiburg gegen das Ustascha- und neonazistische Treffen begonnen haben, wollen wir global über ganz Europa fortsetzen… 2

 

Anmerkung: Es droht also die Gefahr, dass es am 11.5.2019 auf Kärntner Boden zu gewalttätigen Ausein-andersetzungen zwischen den verfeindeten, antikommunistischen „Ustaschi“ und den antifaschistischen „Kommunisten, Stalinisten, und Titoisten“ kommen wird und Südkärnten neuerlich zu einem Unruheherd wird.
In der jugoslawischen Zeit war es streng verboten, die Opfer der Tito-Partisanen, also insbesondere die antititoistischen Ustaschi und Domobranci und ihre Angehörigen, zu thematisieren. Die Partisanenverbände sind offensichtlich bemüht, diese totalitäre Verhinderungspolitik fortzusetzen.
In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass in Slowenien den Mitarbeitern des ehemaligen Partisanen- Geheimdienstes Udba zum Vorwurf gemacht wird, weiterhin einen Einfluss auf die Meinungsbildung auch „im österreichischen Kärnten“ auszuüben.3

 

In einigen Medien und im ORF-Studio Kärnten wird den Positionen des Kärntner Partisanenverbandes tatsächlich viel Raum gewidmet. Die slowenische Abteilung des ORF- Kärnten geht sogar davon aus, dass die Aktivitäten des Partisanenverbandes im Jahre 2018 ihre Kunden am meisten interessiert hätten.4
Am 20.1.2019 brachte der ORF-Kärnten in der slowenischen Sendung „Dober dan Koroška“, moderiert von Magda Kropiunig, einen Beitrag vom Kulturprogramm der 70- Jahrfeier des Kärntner Partisanenverbandes mit antifaschistischen Liedern und zum Teil äußerst bedenklichen Texten. Die Partisanenlieder wurden vom Partisanenchor aus Triest und einem Männerchor aus Kärnten, geleitet von Mag. Oberstudienrat Božo Hartmann5, gesungen.

 

Einige Beispiele:
 
  • „Hej brigade“: He Brigaden, vertreibt sie, ringt sie nieder die Brandstifter slowenischer Heime! Hoch Maschinengewehr /mašinca, spiel auf (…). Für uns gibt es keine Barrieren und keine Grenzen (…) Vorwärts von Sieg zu Sieg. (…) im slowenischen Gebiet sind wir die Herren!
  • „Puntarska“, Aufständisches Lied: Aus den gräflichen Kellern rinnt der Wein. Heja, Hejo! Dem Grafen brannten wir das Schloss nieder, Heja, hejo. Das Schloss brennt, der Graf flüchtet, der Wein soll fließen, wenn Blut fließt!
  • „Nosil bom rdečo zvezdo“ (Autor und Sänger: Primož P. Ram Siter, Abgeordneter, Die Linke): Ich werde den roten Stern tragen und dem Feind furchtlos begegnen. Ich werde den roten Stern für die Tage der Freiheit tragen, – für die Väter und Großväter, die ihr Blut geopfert haben, – für die Ermordeten und Geprügelten, – für das erhobene Kärnten, immer und ewig. Und singen werde ich: He Brigaden, he Brigaden.
  • „Partizan“, Partisan:Der Partisan ist für die Revolution, damit alle gleich leben können, – er ist für Josip Broz Tito, weil wir wissen, wer wir sind. Ich lebe, damit ich mich wehren kann und bin bereit, wieder zu sterben, weil ich an eine Welt glaube, in der die Gerechtigkeit und nicht das Unrecht herrscht. Unser Blut ist derart, dass wir niemals vergessen werden, was ihr uns angetan habt und dies nicht einmal in tausend Jahren. Und weil es immer mehr Faschisten gibt, scheint es, dass man wieder beginnen muss – mit der Mentalität des Partisans zum Angriff, zum Angriff, immer wieder, immer wieder. Es steht am Berg der Partisan und ruft zu uns ins Tal, alle jungen Burschen und Männer, verteidigt die Heimat!
  • „Na juriš“: Zum Angriff, zum Angriff! Der Schrei der Kämpfer hallt durch den Wald, die Reihen des Feindes sind dicht. Schlag zu, bedränge, stoße, verbrenne! Zum Angriff, hurra, Partisan, vor dir ist der Tag der Freiheit!
  • „Partizansko delo“, Partisanenarbeit (Text: Ana Zablatnik):… Wenn sich meldet der erste Partisan, alle Slowenen tretet hervor! Es darf nun nicht mehr gezögert werden, das Blut möge sich rächen. (…) Genug der Leibeigenschaft und des Verrates durch Deutschtümler/nemčurji, es kommt der Zahltag. (…) Ob Tag oder Nacht, alle hervor, wenn wartet der Partisan. (…) die Kämpfer Sloweniens.

 

Die Texte geben Anlass zur Sorge: Zu viel Hass, Gewalt, Blut und zu wenig Menschlichkeit und Versöhnung. Wohin soll das führen?

 

Der slowenische Fachexperte Domen Mezeg macht das Faschismus-Problem am Beispiel der kürzlich in Görz stattgefundenen Aufmärsche von Neofaschisten und Antifaschisten allgemein verständlich. Ähnliche faschistische und antifaschistische Meetings gebe es in ganz Europa. Nach antifaschistischer Logik müsse man mit Gewalt gegen Gewalt kämpfen: „Auf der einen Seite handelt es sich um eine bunte Palette verschiedener Gruppen und politischer Parteien, die sich offiziell als heimatliebend deklarieren, in Wahrheit aber ihre Symbolik, Inspiration und das Programm dem deutschen Nationalsozialismus und dem italienischen Faschismus entnehmen. Auf der anderen Seite aber haben wir linksextreme antifaschistische Gruppen und Parteien, die ihr Weltbild dem Marxismus entnehmen. (…) Ihrer Überzeugung nach könne man dem Neofaschismus nur mit Gewalt entgegentreten. In dieser Hinsicht stimmen beide Ideologien überein. Ein Keil treibt den anderen.

 

(…) Während die Sympathisanten kommunistischer Ideen die Neofaschisten als Gefahr für die Demokratie bezeichnen, schmücken sie sich selbst als Kämpfer für demokratische Werte. Die Situation ist wirklich unterhaltsam. Ein überlebender Totalitarismus kämpft gegen den anderen für die Demokratie.6
 
Im Sinne der Erklärung des Europäischen Parlaments zum Gewissen Europas und zum Totalitarismus vom 2.4.2009 müsste man zu einer gemeinsamen Sicht der Geschichte gelangen: Nazismus, Stalinismus und faschistische und kommunistische Regime müssten als gemeinsames Erbe anerkannt und eine ehrliche und tiefgreifende Debatte über deren Verbrechen im vergangenen Jahrhundert geführt werden. Davon sind in Kärnten die Medien, aber auch einige Historiker und Politikexperten leider noch weit entfernt!


1
https://volksgruppen.orf.at/slovenci/stories/2954859/, 21.12.2018; …2955646/, 27.12.2018.

2 https://volksgruppen.orf.at/slovenci/stories/2953802/, 17.12.2018; …2952795/, 12.12.2018.

3 www.demokracija.si/focus/kako/-proti-obvescevalci-krojijo-polozaj-slovencev-n…, 15.2.2017.

4 https://volksgruppen.orf.at/slovenci/stories/2956544/, Abruf: 9.1.2019.

5 Hartmann ist am Institut für Mehrsprachigkeit und interkulturelle Bildung der Pädagogischen Hochschule Kärnten und als Religionsprofessor an der HAK tätig.

6 https://www.printfriendly.com/p/g/NbTfud, Abruf: 23.1.2019